MOLO - NEWS

Mobilität ganzheitlich denken

Mainz, den 25. August 2022 – Der Dachverband der rheinland-pfälzischen Mobilitätsbranche MOLO unterstützt die Forderung einiger prominenter Politiker und Wissenschaftler, die etablierten Verkehrsträger Omnibus und Taxi besser zu verzahnen und das Taxi für die letzte Meile in die Überlegungen für eine Nachfolgeregelung des 9 Euro Tickets einzubeziehen.

Über eine Nachfolgereglung zum sog. 9-Euro Ticket ist eine hitzige politische Diskussion entbrannt. Daneben werden aus den verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen die unterschiedlichsten Ideen und Konzepte vorgestellt. So äußerte sich kürzlich Prof. Dr. Andreas Knie, Mobilitätsforscher am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, als Nachfolge für das 9-Euro-Ticket ein 29-Euro-Ticket einzuführen, welche eine Taxi-Flatrate für den ländlichen Raum beinhaltet.


Der Verband der rheinland-pfälzischen Mobilitätsbranche MOLO sieht in diesem konkreten Vorschlag einen sehr richtigen und wichtigen Ansatz: „Für eine echte Weiterentwicklung des ÖPNV-Angebotes spielt insbesondere die enge Verzahnung der etablierten ÖPNV-Verkehrsträger Bus und Taxi eine Schlüsselrolle. Das Taxi- und Mietwagengewerbe, mit seinen ca. 1.100 Unternehmen und rund 2.500 Fahrzeugen in Rheinland-Pfalz steht für eine verstärkte Integration in den klassischen ÖPNV bereit.

Der Aufbau einer erweiterten Infrastruktur des Nahverkehrs ist nicht erforderlich“, so Guido Borning, Geschäftsführer von MOLO e.V. „Die Potentiale, durch digitalisierte Prozesse Fahrten nachfrageorientiert zu bündeln, was gemeinhin als On-Demand Verkehr bezeichnet wird, sind enorm. Im letzten Jahr wurden entsprechende rechtliche Grundlagen im novellierten Personenbeförderungsgesetz geschaffen, sodass die Taxi- und Mietwagenunternehmen insbesondere im Bereich des Linienbedarfsverkehrs den konventionellen Omnibusverkehr optimal ergänzen und verdichten können“, so Borning weiter.


Der Verband plädiert, neben der stärkeren Einbeziehung des klassischen Taxiverkehrs, Angebote zu erstellen, welche sich um den bestehen ÖPNV herumlegen, d.h. die ÖPNV Funktion nur dort wahrnehmen, wo heute kein Angebot vorhanden ist. Man möchte gerade keine Konkurrenzsituation. Beide Verkehrsformen, sowohl der Omnibus- als auch der Taxiverkehr seien systemrelevant.


Da Linienverkehre heute häufig auf das nächste Mittel- / Unterzentrum ausgerichtet sind, könnten sich die Angebote z.B. auf weniger nachgefragte Verbindungen zwischen einzelnen Gemeindeteilen beziehen. Mit Hilfe von digitalen Lösungen kann die Buchung von Taxis als ÖPNV-Ergänzung flexibel vorgenommen werden. Grundlage hierfür wären digitale Programme, welche das bestehende ÖPNV-Angebot sowie das angestrebte ÖPNV-Qualitätsniveau dynamisch berücksichtigen.

„Schon heute ist das Taxi eine wichtige Säule der öffentlichen Daseinsvorsorge“, ergänzt Uwe Bischoff, Taxi- und Omnibusunternehmer aus Fiersbach und Bereichsleiter Mobilität bei MOLO. „Der Taxi- und Mietwagenverkehr ist wegen seiner Bedeutung als wichtiger Träger individueller Verkehrsbedienung als wesentlicher Teil des ÖPNV anerkannt. Die Taxi- und Mietwagenunternehmen sorgen auch in Krisenzeiten, das haben die letzten Jahre sehr deutlich gezeigt, tagtäglich für die Mobilität der Menschen. Wir wünschen uns jedoch auch für die Leistungen unserer Mitgliedsunternehmen und deren Fahrpersonal mehr Anerkennung. Durch die aktuelle Diskussion erhoffen wir für unsere Branche mehr Beachtung bei den Überlegungen für eine ganzheitliche Mobilität“, betont Bischoff. Borning ergänzt: „Die wichtigen und lebensnotwendigen Patientenfahrten, die Beförderung von älteren, mobilitätseingeschränkten Personen nehmen in der Fläche bereits heute einen wesentlichen Schwerpunkt ein und werden auch dann durchgeführt, wenn der „klassische“ ÖPNV nicht mehr fährt, bzw. dieser nur mühsam oder gar nicht nutzbar ist. Somit stellen Taxis und Mietwagen für diese Menschen schon heute die einzige Mobilitätsversorgung dar.“


Nachfolger zum 9-Euro Ticket laufen ohne ÖPNV-Ausbau ins Leere


Noch nie stand der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) dermaßen im Fokus. Nicht ohne Grund, spielt der ÖPNV bei der Frage, was der Verkehrssektor für den Klimawandel leisten kann, doch eine entscheidende Rolle. „Die Klimaprobleme dadurch zu lösen, indem man meint, alleine mit einem Wechsel bei der Antriebstechnik weg vom Verbrenner hin zur E-Mobilität sei alles im Lot, ist ein Trugschluss. “, bringt es Heiko Nagel, Borning‘s Geschäftsführerkollege von MOLO auf den Punkt.

„Es müsse mehr darum gehen, die Menschen für den öffentlichen Verkehr zu begeistern, um einen wirklichen Turnaround beim Mobilitätsverhalten zu erzielen“, so Nagel weiter. „Wenn jedoch keine Busse fahren, weil der Aufbau eines adäquaten Angebotes im herkömmlichen Sinne zu kostenintensiv und somit kein Angebot vorhanden ist, verzichtet insbesondere im ländlichen Raum keiner auf das Auto. Auch dann nicht, wenn der Staat ein 9-Euro-Ticket, ein 365-Euro Ticket oder kostenlosen ÖPNV anbietet“, bringt es Nagel auf den Punkt.


„Das öffentlicher Verkehr nicht umsonst ist, darf bei der ganzen Debatte auch nicht außer Acht gelassen werden“, betont Bischoff. „Steigende Lohn-, Energie- und Betriebskosten erfordern gewaltige finanzielle Kraftanstrengungen. Es ist sehr bedauerlich, dass viele Omnibus- und Taxiunternehmen die drastische Kostenentwicklung alleine schultern müssen. Finanzieller Ausgleich seitens der öffentlichen Hand kommt gar nicht oder nur sehr schleppend bei den Unternehmen an. Die für den ÖPNV verantwortlichen Kommunen müssen aufpassen, dass Ihnen aufgrund dieser Entwicklungen nicht viele alteingesessene, über Jahrzehnte in den Regionen verankerte Unternehmen „wegsterben“.

Wir brauchen jetzt intelligente Konzepte sowohl bei der Verkehrs- als auch bei der Finanzplanung“, gibt Bischoff zu bedenken.


MOLO – Mobilität & Logistik Rheinland-Pfalz e.V. ist der Dachverband der rheinland-pfälzischen Verkehrs-, Transport- und Logistikbranche. Der Dachverband bündelt die Interessen der beiden Mitgliederverbände VDV Rheinland e.V. und VVRP Rheinhessen-Pfalz e.V., die wiederum ca. 1400 Unternehmen aus den Bereichen Güterkraftverkehr, Möbeltransport, Kraftomnibusverkehr und Taxi-Mietwagenverkehr vertreten.